Merani und die Schlange unter dem Meer by Carl Hanser Verlag

Merani und die Schlange unter dem Meer by Carl Hanser Verlag

Autor:Carl Hanser Verlag
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783446235311
Herausgeber: Carl Hanser Verlag
veröffentlicht: 2010-02-25T00:00:00+00:00


5

Der Großadmiral war ein ausgezeichneter Seemann, das wurde Merani bereits auf den ersten Meilen klar. Obwohl seine magische Begabung eher gering war, war seine Erfahrung so groß, dass er stets voraussagen konnte, in welche Richtung der Wind drehen würde. So hielt er die »Seeschäumer II« gut von den Drachenzähnen frei. Kurz darauf wendete er den Bug des Schiffes und segelte in Sichtweite der ilyndhirischen Küste entlang nach Süden und gelangte durch die Straße von Teren in die Innere See.

Hier sahen Merani und die anderen einen von allen sechs magischen Farben überzogenen Himmel über sich, über den der Sturm gewaltige Wolkentürme trieb. Unter dem Druck des Windes legte die zweimastige Yacht sich stark zur Seite und geriet in Gefahr, Wasser aufzunehmen.

Kip warf das Ruder herum und begann zu brüllen. »Verdammt noch mal, holt die Fock endlich herunter, oder wollt ihr absaufen?«

Sofort stürmten sein Sohn und die vier Matrosen los und kletterten die Wanten hoch, um das Focksegel zu bergen. Kipan erwies sich dabei als geschickter als die anderen, obwohl diese weitaus länger als er zur See gefahren waren.

Sein Vater kommentierte es mit einem zufriedenen Grinsen. »Der Junge ist schon in Ordnung, wenn er die Planken eines richtigen Schiffes unter seinen Füßen hat und nicht die eines der Spielzeuge der königlichen Flotte«, rief er seiner Frau zu, die sich in seiner Nähe am Deckshaus festhielt.

Anih hatte die bisherige Fahrt gut überstanden. Doch nun wurde das Schiff von den Wellen hochgerissen und schien dann jedes Mal in einen Abgrund zu stürzen. Anihs Gesicht nahm nun eine grünliche Farbe an, und sie wankte zur Reling. Sofort war Merani bei ihr, um sie festzuhalten, damit sie nicht über Bord fiel. Gleichzeitig setzte sie ihre Heilfähigkeiten ein, um den Magen der Frau zu beruhigen.

»Danke! Es geht schon wieder«, flüsterte Anih nach einer Weile.

»Keine Ursache! Solange nicht mehr passiert, können wir zufrieden sein.« Merani führte die Frau zur Luke und half ihr die Treppe hinab. Unten war das Schaukeln zwar nicht geringer als oben, doch gut eingepackt in ihrer Koje und einem mit belebenden Essenzen getränkten Tuch auf der Stirn vermochte Anih schon wieder zu lächeln.

»Ich weiß nicht, was die Leute an der Seefahrt finden«, meinte sie. »Entweder liegt ein Schiff in einer Flaute fest, oder der Wind bläst einen beinahe von Bord. Ein Mittelding gibt es wohl nicht.«

»Doch, einen Windmagier. Der fehlt uns jetzt.«

»Und was ist mit dir? Du bist doch so begabt.«

Merani zog beschämt den Kopf ein. »Ich bemühe mich, so viel zu lernen, wie ich kann. Aber lokalen Wind zu erzeugen übersteigt derzeit noch meine Fähigkeiten.«

»Du wirst es noch lernen.« Anih seufzte und bat Merani, sie allein zu lassen. »Vielleicht kann ich ein wenig schlafen. Wecke mich bitte erst, wenn wir unser Ziel erreicht haben.«

Merani wollte schon sagen, dass es selbst bei besten Windverhältnissen noch einige Tage dauern würde, bis sie den Geburtsort der magischen Stürme erreicht hatten. Doch nicht mal danach sah der Himmel derzeit aus. Sie wünschte Anih einen geruhsamen Schlaf und stieg wieder an Deck. Dort hatten Kipan und die Matrosen inzwischen alle Segel bis auf die kleine Sturmbeseglung geborgen.



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